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Alt und Jung: Zukunft gemeinsam gestalten

Zum heutigen Kongress erklärt Irmingard Schewe-Gerigk, Parlamentarische Geschäftsführerin und seniorenpolitische Sprecherin:

 

Mit dem Kongress „Alt und Jung: Zukunft gemeinsam gestalten“ wollen wir eine Wende in der Altenpolitik einleiten. Wir wollen den demografischen Wandel mit dem sich radikal verändernden Altersaufbau aktiv gestalten, damit es in einer Gesellschaft, in der immer weniger junge und immer mehr alte Menschen zusammenleben, friedlich zugeht – es eben nicht zu dem oft heraufbeschworenen "Krieg zwischen den Generationen" kommt. Dazu müssen wir auf der einen Seite die jungen Menschen unterstützen, die sich zwar Kinder wünschen, diesen Wunsch aber heute mangels Kinderbetreuungsmöglichkeiten meist nicht umsetzen können, ohne auf ihren Beruf zu verzichten (45 Prozent der Akademikerinnen sind kinderlos). Auf der anderen Seite brauchen wir eine ganz neue Politik für ältere Menschen und eine alternde Gesellschaft.

 

Heutige Altenpolitik ist auf einem Auge blind

 

Bisher hat die Altenpolitik ältere Menschen überwiegend als arm, schwach und pflegebedürftig betrachtet. Daher konzentriert sie sich im Wesentlichen auf Pflegepolitik. Auch hier besteht auch Handlungsbedarf, sowohl bei der Verbesserung der allgemeinen Pflege und der Versorgung Demenzkranker als auch bei der Finanzierung der Pflegeversicherung. Diese Politik blendet aber die große Gruppe der aktiven 50- bis 80-Jährigen aus, die immerhin im Jahre 2050 die Mehrheit der Bevölkerung stellen werden.

 

Fazit: Wir brauchen eine neue Politik für ältere Menschen.

 

Neues Bild vom Alter schaffen

 

Auch in der Gesellschaft wird Alter meist gleichgesetzt mit Pflegebedürftigkeit und Armut. Dies ist ein Zerrbild. Das durchschnittliche Alter beim Einzug in ein Heim beträgt 84 Jahre; von Armut kann in der Regel glücklicherweise nicht gesprochen werden. Zwar gibt es Armut auch heute noch bei alten Frauen, die wegen der Kinder auf eine eigene Erwerbstätigkeit verzichtet haben. Im Durchschnitt beziehen aber nur 1,3 Prozent der über 65-Jährigen Sozialhilfe, während der Anteil bei Kindern unter 18 Jahren bei 6,6 Prozent liegt. Zudem verfügen RentnerInnen durchschnittlich über ein erhebliches Einkommen und Barvermögen und damit über eine enorme Kaufkraft.

 

Fazit: Wir brauchen ein neues, ein realistisches Bild vom Alter.

 

Altersdiskriminierung bekämpfen

 

- im Beruf

 

Wer in der zweiten Hälfte des Erwerbslebens steht, also 45 Jahre alt ist, ist laut OECD-Definition ein älterer Arbeitnehmer. Diese "Spezies" mögen Unternehmer nicht so gern. Sie haben in der Vergangenheit gemeinsam mit der Politik und den Gewerkschaften Frühverrentungsprogramme aufgelegt, so dass heute mehr als die Hälfte aller Betriebe keine über 50-Jährige mehr beschäftigen. Mit nur 37 Prozent der über 55-jährigen Erwerbstätigen ist Deutschland europäisches Schlusslicht. Das ist eine Abwertung der geistigen und körperlichen Leistungen Älterer, für die es keine wissenschaftlichen Belege gibt. Dabei ist klar: Generationengemischte Teams arbeiten besser.

 

Fazit: Neben einem arbeitsrechtlichen Antidiskriminierungsgesetz müssen flexible Lebensarbeitszeiten geschaffen und mittelfristig das Renteneintrittsalter erhöht werden.

 

- in der Werbung

 

Werbung wird mit jungen, schlanken, schönen Menschen - meist Frauen - gemacht. Wenn ältere Models auftreten, dann im Zusammenhang mit Haftcremes, Inkontinenz usw.

 

- in den Medien

 

Hier werden ältere Frauen in doppelter Weise diskriminiert. Während ältere Fernsehansagerinnen ein Tabu sind, ist doch hin und wieder ein altes männliches Gesicht zu sehen.

 

- in der Kreditwirtschaft

 

Alte Menschen erhalten vielfach keine Bankkredite mehr – auch dann nicht, wenn sie über entsprechende Sicherheiten wie Immobilien verfügen.

 

Fazit: Wir brauchen ein Antidiskriminierungsgesetz, das auch im zivilrechtlichen Teil Diskriminierung aufgrund des Alters verbietet.

 

Lebenslanges Lernen darf kein Schlagwort bleiben

 

Ein längerer Verbleib in der Erwerbsarbeit setzt voraus, dass die notwendigen Kenntnisse auf dem „neuesten Stand“ sind. Heute nehmen allerdings nur etwas mehr als ein Prozent der über 55-Jährigen an Weiterbildungsmaßnahmen teil.

 

Fazit: Eine Weiterbildungsoffensive mit Anreizen für Ältere ist erforderlich. Daneben könnte in Mentoring-Programmen das Know-how der Älteren an die Jüngeren weitergegeben werden.

 

Bürgerschaftliches Engagement Älterer fördern

 

Viele junge Alte, die nicht mehr erwerbstätig sind, möchten ihre Fähigkeit zugunsten eines Bürgerschaftlichen Engagements einsetzen. Auf diese Arbeit kann die Gesellschaft nicht verzichten. Allerdings wird dies noch nicht ausreichend gefördert.

 

Fazit: Neben den Freiwilligendiensten der Jugendlichen sind besondere Angebote an Ältere zu machen. Dazu brauchen wir neben der Übernahme von (Unfall)Versicherungen eine neue Kultur der Anerkennung der Leistungen.

 

Neue Wohnformen schaffen

 

Das Altenheim ist ein Auslaufmodell. Die Bedürfnisse der älteren Menschen sind schon heute andere, in der Zukunft wird sich das noch verstärken. Mehrgenerationenwohnen, Altenwohngemeinschaften usw. brauchen staatliche Unterstützung.

 

Fazit: Neben einer Umstellung der finanziellen Förderung müssen Gesetze angepasst werden, um Altenwohngemeinschaften zu ermöglichen.

 

Kaufkraft Älterer nutzen – Seniorenmärkte ausbauen

 

Gerade im Bereich der Dienstleistungen für ältere Menschen gibt es einen expandierenden Markt, der noch nicht ausreichend ausgeschöpft ist. Ob es Begleitungen auf Reisen, Pflege-, Hauswirtschafts- oder sonstige Dienste sind, sie helfen nicht nur den älteren Menschen, sondern schaffen auch Arbeitsplätze (das IAT Gelsenkirchen geht von einer Million möglicher Arbeitsplätze aus).

 

Fazit: Die Wirtschaft ist aufgefordert, angepasste Produkte und Dienstleistungen für Ältere zu entwickeln.

Um all diese Ziele zu erreichen, bedarf es eines gesellschaftlichen Konsenses zwischen Alt und Jung.

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