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Krieg als Zündstoff häuslicher Gewalt

Mit der grünen Sprecherin Irmingard Schewe-Gerigk, die in ihrer Zeit als Bundestagsabgeordnete maßgeblich an der
Entstehung des Gewaltschutzgesetzes beteiligt war, und Marion Steffens, der Geschäftsführerin des GESINE-Netzwerks
(Gesundheit.EN – Intervention gegen häusliche Gewalt), die für die Frauenberatungsstellen ebenfalls an der Ausarbeitung
des Gesetzes beteiligt war, diskutierten zwei Fachfrauen der ersten Stunde unter der Moderation der
Landtagsabgeordneten Verena Schäffer mit Ralf Jeske über die Umsetzung des Gesetzes im Ennepe-Ruhr-Kreis. “Das
Gewaltschutzgesetz hat einen unerlässlichen Beitrag geleistet, das Bewusstsein dafür zu schärfen, dass häusliche Gewalt
keine Privatsache, sondern eine Straftat ist“, sagte Irmingard Schewe-Gerigk, die auch die Sprecherin der
Menschenrechtsorganisation Terres des Femmes ist. Kriminalhauptkommissar Jeske machte darauf aufmerksam, dass
die Dunkelziffer in diesem Bereich sehr hoch sei und man davon ausgehen müsse, dass auf einen der Polizei bekannten
Fall von häuslicher Gewalt 25 unbekannte Fälle kämen. Nach dem Polizeigesetz NRW, das die Arbeit der Polizei rechtlich
regelt, muss die Polizei dem Opfer die Weitergabe seiner Kontaktdaten an eine Beratungsstelle anbieten. Dieses Angebot
nehmen im EN-Kreis rund 45% der Opfer wahr. Der Landesdurchschnitt liegt hier bei 31%.
Die Anwesenden stimmten darin überein, dass das Gewaltschutzgesetz viel bewirkt habe, auch wenn es gerade im
Bereich der Justiz noch viel zu tun gäbe. Schewe-Gerigk forderte eine angemessenere Bestrafung bei Verstößen gegen
das Gewaltschutzgesetz. Das sei keine Bagatelle. „Das Gesetz gibt einen klaren Rahmen vor, den die Justiz nicht in allen
Fällen umfassend anwendet.“, sagte die Sprecherin von Terres des Femmes. Das sei kein rein juristisches, vielmehr ein
gesellschaftliches Phänomen. „In
Deutschland wird alle zweieinhalb Tage eine
Frau von ihrem Mann umgebracht, vielfach
wird in den Medien dann nicht von Mord,
sondern von einem Familiendrama
gesprochen“ untermauerte Schewe-Gerigk.
Dennoch steige die Zahl der Anzeigen von
häuslicher Gewalt durch das soziale Umfeld,
merkte Jeske an, auch wenn es seit der
Verabschiedung des Gewaltschutzgesetzes
vor zehn Jahren keine neuen Impulse
gegeben habe. Steffens ergänzte, dass sie
das Thema Gewalt an Frauen gern als
Querschnittsthema in allen Bereichen
verankert sähe. Ein Vorbild könnten hierbei
die USA sein, wo das Thema als Stabsstelle
direkt Präsident Obama untergeordnet sei. Vor allem aber müsse allen klar sein, dass immer dann, wenn „ein Staat an inoder
ausländischen kriegerischen Auseinandersetzungen beteiligt ist, auch die häusliche Gewalt ansteigt“, sagte Steffens.
Deshalb sei es wichtig, Gewalt befördernde Strukturen zu identifizieren und zu verändern.
Bild: Über zehn Jahre Gewaltschutzgesetz und dessen Umsetzung im Ennepe-Ruhr-Kreis diskutierten am Dienstag in
Witten Marion Steffens, Geschäftsführerin des GESINE-Netzwerks (Gesundheit.EN – Intervention gegen häusliche
Gewalt), die Wittener Landtagsabgeordneten Verena Schäffer, die Sprecherin der Grünen EN und Vorsitzende der
Menschenrechtsorganisation Terres des Femmes, Irmingard Schewe-Gerigk, sowie der auch für Witten zuständige
Opferschutzbeauftragte des Polizeipräsidiums Bochum, Ralph Jeske [v.l.n.r.]. Die Anwesenden stimmten darin überein,
dass das Gewaltschutzgesetz viel bewirkt habe. Mit Blick auf die in Nordrhein-Westfalen letztes Jahr rund 25 000
angezeigten Fälle von häuslicher Gewalt, was für den gesamten Ennepe-Ruhr-Kreis immer noch 276 Fälle bedeutet, gäbe
es jedoch noch viel zu tun. Auch deshalb, weil auf jeden Polizei bekannten Fall häuslicher Gewalt 25 unbekannte kämen.
Deshalb sei es wichtig, Gewalt befördernde Strukturen zu identifizieren und zu verändern

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